Mehr als ein Jahr lang hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) im Verbund mit rund 60 anderen Medien weltweit Patienten befragt, mit Insidern gesprochen und Studien ausgewertet. Das Ergebnis ist erschütternd wie alarmierend zugleich: „Das Implantationssystem ist manipulierbar, fehlerhaft und verantwortlich für ungezählte Tote – weltweit geht die Zahl in die Zigtausende. Patienten erfahren oft nichts davon, wenn gefährliche Medizinprodukte bereits in manchen Teilen der Welt aufgrund von Todesfällen oder Verletzungen zurückgerufen wurden. Hersteller verschweigen oder vertuschen lebensgefährliche Zwischenfälle. Ärzte setzen ahnungslosen Patienten schlecht getestete Implantate oder Geräte ein. Und die Industrie und ihre Lobbyisten geben alles, um strengere Gesetze für die Zulassung neuer Produkte zu verhindern“, so fassen die Reporter der SZ die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen.
Die Implant Files sind nicht der erste Skandal dieser Art. Denken Sie nur an die verseuchten Blutkonserven, über die in den 80er Jahren in Deutschland tausend Bluter mit HIV infiziert wurden. Und selbst die Wissenschaft bleibt vor Betrugsfällen nicht verschont, wie eine Reportage des Deutschlandfunks Anfang des Jahres eindrucksvoll dokumentierte. Der Umfang der aktuellen Recherche und der nun präsentierten Ergebnisse ist aber wohl einmalig.
Es geht in der Gesundheitswirtschaft wie im Fussball um viel Geld. Nicht immer spürt jeder Bürger den Schaden direkt, obwohl Betrug, Korruption und Steuerhinterziehungen immer zu Lasten des Gemeinwohls gehen. Bei einem Skandal wie den nun bei den Implantaten offen gelegten Systemfehlern kann es jeden Einzelnen aber direkt treffen. Etwas so profanes wie ein Bandscheibenvorfall könnte schon der Auslöser sein. Umso erstaunlicher ist es, das ein solch brisantes Thema im Vergleich zu medialen Dauerbrennern wie Panama oder Fifa so schnell aus den Schlagzeilen verschwindet. Dabei geht es um nichts weniger als unser aller Gesundheit, dem kostbarsten Gut das wir haben.
Umso wichtiger ist es, dass es Querdenker gibt, die jenseits eingefahrener Strukturen neue Wege suchen und für Veränderungen und Innovationen im Gesundheitssystem sorgen wollen. Wir hoffen, mit aescuvest als unabhängiger Plattform einen Teil zum Innovations-Ökosystem der Gesundheitswirtschaft beitragen zu können, damit es im Konzert der großen „Too-big-to-fail-Konzerne“ auch kleinere Tongeber Gehör finden.
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