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Der innerhalb des letzten Jahrhunderts erzielte medizinische Fortschritt ist enorm, hat sich immer weiter beschleunigt, dabei fasziniert und polarisiert er oft gleichermaßen. Denken Sie nur an die Herztransplantationen: Erste Versuche führen zurück ins Jahr 1907, die erste erfolgreiche Herzverpflanzung bei einem Menschen erfolgte 1967 und machte den Chirurgen Christian Barnad weltberühmt. Mittlerweile wurde der Eingriff hunderttausendfach durchgeführt.
Medizinischer Standard ist inzwischen allerdings die Kunstherzimplantation, die anfangs als Überbrückung bis zu einer Transplantation eingesetzt wurde. Das Kunstherz aus biosynthetischer Haut hat das Risiko des Abstoßens derart reduziert, das es das biologische Herz voll ersetzen kann. Und im April 2019 haben israelische Forscher erstmals mit einem 3D-Drucker ein Miniherz aus menschlichem Gewebe erzeugt – den Abendnachrichten war es immerhin eine Meldung wert.
Innovationsmotor Gesundheitswirtschaft
Die Folgen des medizinischen Fortschritts sind vielschichtig: Wir werden immer älter, auch weil wir gelernt haben, mit Krankheiten zu leben, sie in Schach zu halten. Es ist gut, älter zu werden – niemand beschwert sich! Aber das Altern führt zu einer höheren Rate chronischer Krankheiten und höheren Gesundheitskosten, es besteht ein dringender Bedarf an guten Lösungen. Ganz zu schweigen von all den Erkrankungen, bei denen wir noch weit davon entfernt sind, sie unter „besiegt“ ablegen zu können. Es gibt schlichtweg einen unerschöpflichen Bedarf an Gesundheit und medizinischem Fortschritt. Deswegen verbinden Patienten und Investoren gleichermaßen so viel Hoffnung mit der Gesundheitsbranche.
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland belaufen sich auf über 1 Milliarde Euro – am Tag. Die deutsche Gesundheitswirtschaft steht für rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und wuchs in der letzten Dekade mit durchschnittlich 3,4 Prozent deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft. Sie ist Arbeitgeber für über 7 Millionen Menschen und ihr sind rund 8,4 Prozent unserer Exporte zuzuschreiben – Tendenz steigend.
Der medizinische Fortschritt ist Katalysator der Entwicklung und muss gleichzeitig die Antworten darauf liefern, denn steigender Bedarf und Kosten zwingen uns zu mehr Effizienz. So kann es kaum verwundern, dass die Medizintechnik regelmäßig die Liste der europäischen Patentanmeldungen anführt. Deutschland nimmt dabei eine internationale Spitzenstellung ein, übertroffen allein von den USA.
Die Gesundheitswirtschaft eine Einbahnstraße Richtung Erfolg?
Wie jede Pionierarbeit steckt auch die medizinische Forschung voller Risiken und Rückschläge. Sie erfordert entschlossene Entwickler, die wiederum besonnene und ausdauernde Kapitalgeber sowie ein komplexes Ökosystem aus Grundlagenforschung, Kliniken, Zulassungsbehörden benötigen. Der Weg von der Idee bis zum Patienten ist ein langer und steiniger. Die Entwicklung eines neuen Medikaments bspw. dauert im Schnitt 13 Jahre. Von 5.000 bis 10.000 Substanzen, die nach einem Screening hergestellt und untersucht werden, kommen im Durchschnitt nur neun in ersten Studien mit Menschen zur Erprobung, und nur eine erreicht tatsächlich später den Markt.
Louis Washkansky, der erste Empfänger eines Spenderherzens, starb 18 Tage nach der Operation. Der zweite Patient, Philip Blaiberg, lebte 18 Monate. Emmanuel Vitria, der Empfänger der im November 1968 zweiten in Frankreich durchgeführten Transplantation, lebte 19 Jahre mit Spenderherz.