Bereits im Studium leitete Sivris Entwicklerteams und war an der Entwicklung eines Algorithmus für autonomes Fahren beteiligt. Seit Februar 2018 verantwortet er bei der VisionHealth GmbH den komplexen Algorithmus, der das Handling und das Inhalationsmanöver des Patienten bewertet. Im Dezember 2017 wurde ein EU-weites Patent eingereicht, das den Algorithmus schützen soll.
Was „schwere KI“ ist und was sie so wertvoll macht
Fitness-Tracker und sonstige Wearables sind für viele Menschen längst unverzichtbare digitale Begleiter im Alltag geworden, doch kommt bei den meisten Trackern keine künstliche Intelligenz zum Einsatz, betont Sivris. Als der IT-Spezialist von Sabine Häussermanns Plänen hörte, war er jedoch schnell begeistert. Und zwar besonders, da die sogenannte „schwere KI“, bei welcher die Komplexität mit wachsender Dimensionalität der Daten drastisch steigt, äußerst selten in Apps zu finden ist. Diese maschinelle Wahrnehmung als spezifische Form von KI ist das, was Kata nicht nur für Patienten hochgradig nützlich, sondern für Unternehmen wertvoll machen soll. Katas KI erkennt mittels Audio- und Video-Funktionen des Smartphones oder Tablets, ob das Inhaliergerät richtig benutzt wird. Pharmafirmen sollen aus den dabei gesammelten Daten in Zukunft etwa erkennen können, ob ein bestimmtes Medikament noch wirkt oder sich inzwischen Resistenzen gebildet haben. Existierende Apps liefern weder Daten über die Nutzung der Geräte noch über den Krankheitsverlauf.
Um die Therapietreue sicherzustellen, wird ein Patient Sivris zufolge pro Tag ca. fünf bis zehn Minuten mit Kata verbringen. Somit lernt die App schon einiges über deren Verhalten und kann Hilfestellung geben. Wenn jedoch sämtliche Daten aller Patienten, die Kata verwenden, anonym und unter strengster Einhaltung des Datenschutzes aggregiert werden, entsteht ein wahrer Datenschatz in der Cloud. „Big Data ist der Schlüssel, um sehr viele Krankheiten endlich zu kurieren oder in den Griff zu bekommen. Wir rücken Asthma, COPD und Co. mit den Mitteln der Statistik zu Leibe und steigern somit die Lebensqualität der Patienten“, sagt Sivris.
Open Innovation, von der alle profitieren
Durch Daten, die VisionHealth in der Entwicklung sammelt, lernt Kata Schritt für Schritt dazu und erhöht somit das Wohlbefinden der Patienten stetig (mehr dazu auch im Feature von Frank Hennemann). Aber auch VisionHealth lernt ständig dazu: Ein eigener Patienten-Beirat trägt in Workshops unter anderem mit Vorschlägen zu Funktionen bei, die ihnen sinnvoll erscheinen und an die das Team nicht gedacht hatte. „Das ist gelebte Open Innovation“, freut sich Sivris: „Wir lernen ständig dazu, da niemand mehr über die Bedürfnisse der Patienten und somit auch Anforderungen an die App weiß als die Patienten selbst. Meine Aufgabe ist es dann, diese Funktionalitäten bereitzustellen“. Dabei achtet er stets darauf, dass die Usability – also die Nutzbarkeit der App – nicht leidet und diese Funktionalitäten intuitiv aufbereitet sind. Lungenerkrankungen betreffen Menschen in allen Altersgruppen, so dass Kata genauso für Senioren leicht zu handhaben sein muss wie für junge Menschen.
Von Neuried in die Welt
„Da wir es mit einem globalen Problem zu tun haben, wird Kata natürlich neben Deutsch kurze Zeit nach dem Launch auch in Englisch verfügbar sein, was die Reichweite massiv erhöht“, ergänzt der CTO, der selbst vier Sprachen fließend spricht. Weitere Sprachen sollen dann sukzessive angeboten werden, was ein enormer Vorteil von digitalen gegenüber herkömmlichen, physischen Produkten der LifeScience-Branche ist: Solange VisionHealth nicht als Medizinprodukt eingestuft ist, müssen nicht für jeden Markt extra Auflagen erfüllt werden. Funktioniert die App, kann sie weltweit genutzt werden, ohne dass gravierende weitere Kosten entstehen. Die Infrastruktur einer Digital-Firma beschränkt sich auf ihre Server.